Geschmäcker

Sind verschieden. Meiner wohl verschiedener von den meisten andern. Da wühle ich mich fast täglich durch die gefühlt 8000 Millionen Blogs im www und finde zwischendurch tatsächlich einen, der hervorsticht. Einen, der vor Witz birst, einer in wunderschöner Gestaltung oder mit fantastischen Illustrationen, einer mit originellen DIY-Ideen. Zwischendurch sogar auch wieder mal einen Foodblog mit originellen Rezepten oder toller Aufmachung. In der Schweiz hab ich noch keinen gefunden, der überzeugt. Das Trüffelschwein und andere von Medienhäusern zählen nicht, da stecken Profis dahinter. All die – interessanterweise meist männlichen – selbst ernannten Gourmets, die jegliche Restaurants durch“testen“ und dann darüber schreiben, find ich nur mässig lässig. Und all die Hausfrauen und Studentinnen, die zu Hause was kochen, davon ein unappetitliches Foto schiessen und dann noch unappetitlicher darüber schreiben, hängen mir langsam zu den Ohren raus. Nun, ich weiche vom Thema ab. Unter dem Strich bin ich also offenbar verblendet von den paar wenigen Blogs, welche ich regelmässig lese und besuchte voller guter Hoffnung die Creativa im Zürcher Hallenstadion. Foto 3 He, aber voll verblendet, gäll. Es ist eindrücklich, wie Erwartungen innert Bruchteilen von Sekunden sinken. Ins Bodenlose. Angefangen mit dem säuerlichen Geruch, der Fondue und Raclette immer verrät (zeitgleich fand die ZÜSPA statt, ein Thema für sich). Und weiter im Lift mit diesen überdurchschnittlich vielen überdurchschnittlich übergewichtigen Leuten. Mit ihren dicken Kindern. Das ist Misshandlung! Ihr schiebt eure Kinder auf einen Pfad, den sie nur mit viel Mühe und Kraft wieder verlassen können. Ihr seid fies. Nun denn, ich erspare euch Details des Durchgangs und der verzweifelten Suchen nach irgendwas Hübschem, Brauchbarem, etwas, das nicht gar bieder daher kommt und vielleicht nicht zwei Minuten nach Erstellung und Ansicht im Müll landet. Ich fand allerlei gefaltetes aus Papier, Zauberschale (ja richtig, ein Schal, der in so vielen Varianten getragen werden kann, dass es zauberhaft scheint), Schwimmlichter, zahllose Näh-, Strick-, und Perlenaufziehstände. Ein traumatisches Erlebnis, ich sägsder. Erstaunlicherweise hatte es keinen einzigen Stand mit diesen weinenden Harlekin Puppen im Holzreif am Nylonfaden. Die jagten mir als Kind schon Gruselschauer den Rücken runter. Wie immer aber finden sich Perlen. Ich sage nicht, die Suche hat sich gelohnt, denn die Perlen waren sehr gut versteckt und es hatte deren nur gerade zwei. Aber immerhin musste ich nicht mit leeren Händen gehen. Unter den 100 (!) Ausstellern fand ich Lynn von der süssen BAKERIA, bei der ich hübsche Backförmchen für Cupcakes erstand und beim ZUMSTEIN das silbrige luftgepolsterte Couvert. Ich sag ja, magere Ausbeute. Am Samstag fand an der Creativa ein Koffermarkt statt, wo es vielleicht noch etwas mehr zu entdecken gegeben hätte. Aber kein Quentchen Lust und Antrieb ward mehr in mir um dies heraus zu finden. Zu tief steckte die Enttäuschung in meinen schwachen Knochen. Und was tut man, wenn man gefrustet ist? Man fährt zwei Stöcke tiefer. Raclette essen.

Ein Gedanke zu „Geschmäcker

  1. Das ist aber schade, hattest Du keinen Power mehr am Samstag die gefüllten Koffer anzuschauen. Dort hättest Du nämlich mich und mein Köfferchen angetroffen 😉 und ich kann mir vorstellen, dass Dir die Papiersternli sehr gefallen hätten, die man bei mir kaufen kann (von mir gefaltet) oder dann eine Anleitung dazu bekommt, ein sogenanntes „Starter Set“ zums selber ausprobieren.
    Vielleicht magst Du ja mal an einen Koffermärt kommen?
    Lieber Gruss
    Brigitte

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