Tease me

Ein, wenn nicht DER Schwachpunkt der Show ist Martin ‚Ain‘ Stricker. Wieso spricht er Englisch? So was geht nur akzentfrei, da hilft auch die Angeberei mit all den Redewendungen nicht. Er trägt zwar einen schlecht sitzenden Anzug, dafür keine Frisur. Er scheint ungenügend vorbereitet, er ist nicht witzig und Improvisation eine hohe Kunst, die er nicht beherrscht. Lustig sein ist schwere Arbeit. Eine Aussage wie „ja ich weiss, ich bi nöd luschtig“ funktioniert nur, wenn der Sagende in Tat und Wahrheit urkomisch ist. Als Mitbesitzer der Lokalität, in welcher die „Varietease-Show“ gehalten wird, ist er wohl eher deshalb auf der Bühne als weil er ausserordentliches Talent besitzt. Er hat eine ganz tolle Stimme. Leider ist aber auch diese für die subtile, mit feinem Humor versetzte Show viel zu grobschlächtig. Seit ein paar Shows wird sein ausufernder Redefluss gottseidank des öfteren charmant von der einen oder anderen Dame unterbrochen. Und ich höre, er mache seine Sache ganz gut beim Karaoke from Hell im Mascotte Klub.

Es war die sensationelle Immodesty Blaize angekündigt. Welche dann aber leider nicht auftauchte. War das vielleicht der Grund für den viel viel viel zu langen, regelrecht quälenden Auftritt der ausdruckslosen Stepptänzerin? Ich fremdschämte mich fast in den Suizid. Kosten die guten Künsterlinnen Slinky Sparkles, Mary Di’Szent und Pippa the Ripper so viel, dass für die verbleibenden Lücken Aspirantinnen geholt werden müssen? Wieso denn nicht Fräulein Erika ein weiteres Mal Platten auflegen oder Lia ein weiteres Lied singen lassen? Oder die Cherry Girls mit einem zusätzlichen CanCan auf das Publikum loslassen? An dieser Stelle eine ganz grosse Verbeugung an die French Maid Karin. Ohne ein einziges Wort löst sie nämlich Standing Ovations aus. Eine gleichbleibend gute Leistung zeigt auch Reverend DJ Grau, er kennt sein Werkzeug und setzt es gekonnt ein. Dass er dabei noch saugut aussieht, ist dem Ganzen nicht abkömmlich. Und nein, Miss Carrie-Ann, Silikon geht nicht. Brüste sollen sich bewegen! Art Director ist die wunderschöne und mit viel Showtalent gesegnete Emma Mylan. Planung und Organisation allerdings scheinen nicht ihre Stärken zu sein. Und leider setzt sie den vielleicht nett gemeinten Versuch, junge Talente zu fördern, schlecht um. Ausserdem sollte sie schleunigst eine Alternative zur Moderation finden.

Der Abend war eine Zumutung. Ja, ich mag hohe Ansprüche haben. Aber wenn eine Show mit „It’s thrilling! It’s exciting!“ angekündigt wird, dann erwarte ich genau das. Der einzige Funken Spannung bestand zum Schluss darin, wann ich den Saal verlassen kann.

Für das nächste Varietease am 10. und 11. Dezember ist Scarlett Martini angesagt. Sie war vor einem Jahr bereits auf der Bühne und hat komplett überzeugt. Ein Funke Hoffnung bleibt also.

2 Gedanken zu „Tease me

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