Erster Kälteeinbruch. Ein paar Tage Hochnebel, die Stadt ist grau und nass. Bei dem Wetter muss ich mit dem ÖV fahren*. Und all die Gerüche und Geräusche dort drin aushalten. Menschen, die in Parfum baden, und wahlweise jene, die sich nicht duschen. Diejenigen, die ihr Herz dem Handy ausschütten. Und alle mit demselben angeschissenen Gesicht. Oh nein, ich arme Person, jetzt muss ich ins Büro, damit ich Ende Monat gopferteli 7500 Stutz beziehe. Und alle husten sie, niessen sie und lassen ihre Nasen laufen. Ein deprimierender Anblick, den ich nur schwer ertrage. Leute, ihr lebt in der Schweiz. Seid froh, dass überhaupt ein Tram fährt. Und ihr arbeiten könnt. δεν είναι αλήθεια?
Da hilft die gute alte Hühnersuppe. Sie beruhigt die Nerven beim Rüsten, erfreut den Gaumen während sie köchelt und streichelt die Seele nach dem Genuss. Jedes Grosi hat ja ihr einzig wahres Rezept. Da mein Grosi leider schon lange tot ist, hab ich mir von verschiedenen Leuten, die wissen, was sie tun, Folgendes zusammengestellt:
2-4 glückliche Pouletschenkel abspülen und mit 3-5 Pfefferkörnern, 1-2 Lorbeerblatt und beliebig viel Chili in kaltem Wasser langsam erhitzen und schauen, dass es nicht überkocht (also kurz vor dem Siedepunkt die Hitze reduzieren). Sicher 1 Std ziehen lassen. Danach Rüebli, Lauch, Sellerie und eine mit Nelken besteckte Zwiebel dazugeben. 20-30″ weiter köcheln. Salzen**. Herdplatte abstellen, Pouletschenkel rausnehmen, das Fleisch fällt von selbst von den Knochen, in Teller geben. Mit Gemüse und Flüssigkeit füllen. Hinsetzen. Einatmen. Ausatmen. Geniessen.
* mein Renner hat kein Schutzblech.
** Peter Brunner vom Restaurant Kaiser’s Reblaube schrieb in seiner Kolumne im züritipp, dass sich die Geschmacksstoffe besser im Wasser lösen, wenn die Bouillon kalt und ohne Salz angesetzt wird. Ich glaube ihm.