Mein Lieben, nie fragt mich jemand: „Nina, häsch en Tipp, wieni chan nachhaltiger läbe?“. Ergo liste ich hier unaufgefordert drei kleine, konkrete Hilfsmittel. Aber Achtung, diese Denkanstösse sind teuer, sie kosten nämlich eure Zeit. Denn, zuallererst müssen wir uns breit informieren. Und dann viel nachdenken. Das ist anstrengend. Aber nur so kommen wir zu schlüssigen Konsequenzen was unseren Konsum und seine Folgen betrifft. Ebenfalls anstrengend und dazu noch unangenehm: bei uns selbst anzufangen. Schliesslich geht es auf dieser Hälfte der Erdkugel nur um die Einschränkung persönlicher Privilegien, nicht etwa um das Ergreifen lebensbedrohlicher Massnahmen. Aber Einschränken ist ungewohnt und wir tun es nicht gerne. Wer verzichtet schon freiwillig auf Dinge, die jederzeit, überall und dazu noch zu einem Spottpreis verfügbar sind? Ich spreche von Alltäglichem: Lebensmittel, Kleider, (Flug)Reisen, Dienstleistungen.
Wurden in meiner Kindheit noch der saure Regen und das Waldsterben lächerlich gemacht, geschieht dies heute mit dem Klimawandel. Die Generation meiner Eltern entschuldigt sich mit Nichtwissen. Meine Generation hat entschieden, zu ignorieren, zu rechtfertigen oder schlichtweg zu erlahmen ob der Herausforderung. Die allgemeine Hoffnung lastet also auf den Schultern der ganz jungen Leute (siehe the great Greta Thunberg), die sich aktiv für den Klimaschutz einsetzen und auch in Richtung Politik etwas zu bewegen scheinen. Was mich verwirrt, ist, dass auch sie nicht ernst genommen und lächerlich gemacht werden. Weil nur dank der damals in den 1980er Jahren ergriffenen Massnahmen – Autos mit Katalysator und bedeutend weniger Schwefel im Heizöl – erging es unseren Wäldern nicht wie jenen in Osteuropa. Witzig, gä. Nun gut, jetzt zu den Hilfsmitteln:
Anfangen könnten wir mit einem Ende. Wie bitte? Stellt euch mal vor, die Welt trinkt keinen Kapselkafi mehr. Ist euch bewusst, dass Nespresso zum selben Konzern gehört wie Mövenpick Glacé, Nestea und die gute alte Thomy Mayo? Momoll. Nun ist ja Nestlé nicht unbedingt dafür bekannt, zimperlich mit der Umwelt oder den Menschen umzugehen. Und obwohl Clooney attraktiv ist und Federer ein total netter Typ sein soll, habe ich Schwierigkeiten zu Verstehen, weshalb sie beide einerseits fette Werbegelder von einem lebensverachtenden Unternehmen einstecken und andererseits aber an irgendwelche Hilfswerke spenden. In meiner naiven Weltansicht könnten die beiden Herren doch einfach ihre Geldgier etwas zügeln und Teile ihres Vermögens gescheit und ohne Umwege investieren und damit von Anfang an nachhaltige Projekte fördern. Sehr verehrte Leserinnen und Leser, Lieber George, Lieber Roger, hier also ein paar alltagstaugliche Alternativen zum herkömmlichen Konsum: Kaffee und Maschine, Glacé, Eistee, Mayo.
Zweitens und sobald wir den Schock über unseren Morgenkafi verdaut haben, könnten wir versuchen, unsere nächste Reise grüner zu planen. Ist euch bewusst, wieso Fliegen eigentlich so spottbillig sind? Ein Flug ZRH-BCN für 50 Fränkli ist absurd. Bitte jetzt nicht das lahme Argument vom Flieger bringen, der sowieso abhebt. Auch das erinnert an früher, als dieser Spruch gerne in Bezug zur Strassenreinigung gebraucht wurde. Oberlahm. Also, überlegt mal: Könnte es sein, dass Flugpreise vielleicht so billig sind, weil Airlines an Mitteln sparen, wo andere Gesellschaften bezahlen müssen (siehe unten im Video: CO2-Kompensation, Mehrwert- und Kerosinsteuern)? Nachdem der Schweizer Nationalrat Ende letztes Jahr Nein zur Flugticketabgabe stimmte, hat nun der Verein umverkehR die Petition „Ja zur Flugticketabgabe“ lanciert. Eine Flugticketabgabe ist ein kleiner Betrag (12-50 Fränkli), der pro gekauftem Ticket entrichtet würde. Eine Petition ist ein Anliegen, mit welchem die zuständige Behörde schriftlich gebeten wird, sich des Anliegens anzunehmen. Wenn ihr euch also die Zeit nehmt, um ernsthaft über das Thema CO2-Ausstoss nachzudenken und dann konsequenterweise damit übereinstimmt, dass nur mit teureren Flügen weniger geflogen wird, fällt euch die Unterstützung vielleicht leichter. Die Petition kann hier online unterzeichnet werden (=anklicken, lesen, Personalien eintippen). Ausser natürlich, ein paar Flüge weniger pro Jahr oder 100 Fränkli für einen Flug ZRH-BCN ruinieren euch.
Und zu guter Letzt können wir ganz konkret Menschen unterstützen, die für etwas einstehen. Zum Beispiel nämlich für die Gleichstellung der Frauen in unserem Land. Kommt mit und streikt mit mir am 14. Juni! In Zürich treffen sich die Streikenden ab 15.30h auf dem Helvetiaplatz. Um 17 Uhr versammeln sich alle für eine Demonstration am Platzspitz. Für gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit. Für Zeit für Betreuungsaufgaben und Zeit zum Leben. Für Respekt und Schutz vor Gewalt und sexueller Belästigung. Falls ihr denkt, wir hier in der Schweiz müssen doch für sowas nicht auf die Strasse, dann denkt ihr falsch. Zu diesem Thema habe ich mich an anderen Stellen bereits ausgelassen und verbleibe daher mit dem Hinweis auf diesen Artikel. Wie die Autorin streike ich „übrigens auch für die Abschaffung der 7,7 Prozent MwSt. auf Tampons, Binden und Cups.“ Und auch hier noch eine lustige Anekdote zum Thema: die Grossbank UBS hat offenbar ihren Mitarbeitenden erlaubt, am Nachmittag des besagten Termines freizunehmen um am Streik teilzunehmen.