Wer in Zürich lebt, kann ganz schnell ganz viel Geld ausgeben. Zum Beispiel mit auswärts essen gehen. Da verpuffen an einem Tag für Mittag und Abendessen locker 50 Fränkli. Und das war dann nicht einmal obenusä. Sandwich, Salat und/oder Suppe mit einem Getränk mittags, kein Kafi. Und abends beim Thai ein Curry und ein Kokoswasser. Puff. Es leuchtet daher ein, sehr verehrte Leserinnen und Leser, dass ihr in Zürich auch ganz schnell ganz viel Geld sparen könnt? Indem ihr selber kocht und – AHA – weniger auswärts essen geht. Ist natürlich nicht ganz so bequem und bedingt auch gewisser Planung, was Abwechslung und Resteverwertung angeht. Und abwaschen müsst ihr auch selbst. Aber ich für meinen Teil nehme das gerne in Kauf, weil so kann ich es mir leisten, in ausgewählten Lokalen bekocht zu werden. Hab ich dieses Jahr gemacht. Zum Glück bin ich keine Gastrokritikerin und muss mir die Speisen, -abfolge oder womöglich noch Weine merken. Nein, ich esse einfach gerne gut und freue mich riesig, dass es in Zürich so viele tolle junge Wilde gibt, die sich mit Leib und Seele ihrem Metier verschrieben haben. Hier sind meine Highlights:
Alles, was im RECHBERG1837 auf die Teller kommt, gab es anno domini schon. Ergo, kein Knoblauch, keine Limetten, kein Pfeffer. Wir haben das Degustationsmenu mit fünf Gängen bestellt. Jeder Gang wurde mit viel Herz, Leidenschaft und Fachwissen serviert. Und schmeckte ausgezeichnet. Das junge Team leistet hervorragende Arbeit, ist sehr aufmerksam und herzlich. Keine gekünstelte Wichtigtuerei oder aufgesetzte Lockerheit. Vielen herzlichen Dank auch an Carlos, der uns die Küche gezeigt hat und uns von den Vorräten kosten liess. Es war ein Supererlebnis! Ausser diesem dunklen Petrolgrün an den Wänden gefällt mir dieser Rechberg ausserordentlich gut. Vielleicht auch, weil das Lokal im altehrwürdigen Kreis 1 der Stadt liegt, die Geschichte atmet in den Gemäuern. Ausserdem war an diesem heissen Sommerabend ein Plätzli für uns auf der wunderschönen Terrasse serviert und es gab Stängeliglacé. Nach dem Dessert. Himmel <3*
Ein weiterer Hochsommertag, dieses Mal im EQUITABLE. Also, ich möchte behaupten, am heissesten Tag des Jahres. Die andere blonde Freundin und ich, wir sind schier durch die Schlitze in den Holzstühlen weggeschmolzen. Unglaublich heiss war das. Ich wollte nicht wissen, wie es den Menschen hinten in der Küche geht. Denn trotz weit über 30 Grad am Schatten haben sie Grossartiges geleistet und wir wurden beispiellos verköstigt. Jeden letzten Freitag im Monat gibt es da den Mittagstisch (CHF50, drei Gänge, mit oder ohne Fleisch, exkl Getränke). Das lohnt sich im Fall nur schon wegen der irrsinnig professionellen Bedienung und diesem Brot – diesem ultraknusprigen, saftigen Sauerteigbrot – das aufgetischt wird, sobald Platz genommen wurde. Ich hatte gerade noch bei der Vorspeise Zeit, ein Fotos zu machen. Danach ist mir das Handy permanent aus den schwitzigen Fingern gerutscht. Aber ich denke, das reicht vorerst für einen ersten Eindruck? Ich kann mich umsverreckä nicht mehr an das Dessert erinnern, aber ich weiss noch genau, dass ich höchst begeistert war. Irgendwas, wo süss, sauer und knusprig perfekt aufeinander abgestimmt waren.**
Dieser Sommer war lange und schön und heiss. Einen weiteren, lauen Abend habe ich im Restaurant Zum Goldenen Krass verbracht. Richtig ja, ein kleines Wortspiel. Dort hat Margaretha Jüngling gekocht. Das war so gut und echt, dass ich euch blind empfehle, im RISTORANTE ZAMPANO essen zu gehen. Ich glaube, das ist recht szenig, oder hip, wie man auf neudeutsch zu sagen pflegt. Item. Was im Sommer auf den Tisch kam, schmeckte ausgezeichnet und ich mag es, wenn Grossartiges ohne Steifheit und Tamtam geschickt wird. Die fünf Gänge im goldenen Krass waren ausgesprochen originell und schlicht präsentiert. Die Margaretha selbst wird seit geraumer Zeit von den Medien als Küchen Rockstar gehypt. Ich weiss nicht, wie verrückt sie wirklich ist, aber das Bild oben habe ich aus ihrem eigenen Instagram Profil kopiert. So viel dazu. Kochen tut sie auf jeden Fall ausgezeichnet. Gehet und geniesset.***
Und zu guter Letzt war ich letzten Samstag mit Tenderoni im SHELF LIFE. Das jüngste Projekt von Susanne Tobler, die Physik studiert hat und gerne kocht und isst. Beim Kreuzplatz serviert sie mit einem hochkarätigen Team alles, was den Sommer über haltbar gemacht wurde (Shelflife steht im englischsprachigen Raum für Haltbarkeitsdatum, weisch). Auch hier sind mir die meisten Einzelheiten entfallen, aber ich erinner mich an das Eigelb mit Sesam und die Zwiebelnudeln, ein Geschmacksexplosion. Und das Essigglacé zum Dessert. Mit frischen geraffelten Mandeln. Ehrlich, wer kommt auf die Idee, Mandeln zu raffeln? Ich bin froh, ist das jemandem eingefallen. Während wir das Amuse Bouche verzehrten, beobachteten wir Guy Estoppey, wie er am Nachbarstisch die Gäste begrüsste. Dieser junge Herr wiederum ist seines Zeichens ebenfalls einer dieser jungen, frischen, neugierigen Köche auf dem Parkett. Sehr gefallen hat mir das wohlige Interieur mit den dunklen Wänden und den hellen Tischen. Ganz toll sind die Datenblätter zum Menu, wo erklärt wird, was wie seit wann konserviert wird. Es gab im Fall mal einen Louis Pasteur. Alles, was an diesem Abend serviert wurde – süss, sauer, bitter, knusprig oder cremig – hat irrsinnig gut geschmeckt. Das Quittenpästli im Zuckermantel zum Schluss war super. Sehr kompetenter Service auch ohne lässig sein zu wollen.****
BESCHRÄNKT HINDERNISFREI
* das Restaurant kann via Hintereingang betreten werden. Toilette im 1. OG, zu eng für einen Rollstuhl.
** das Restaurant ist via ein paar Treppenstufen zu betreten. Toilette ebenerdig.
*** keine Info
**** das Restaurant ist via ein paar Treppenstufen zu betreten und komplett rollstuhlgängig. Toilette zu eng für einen Rollstuhl.
Meine Liste der KOREANISCHEN RESTAURANTS in Zürich.
Meine Liste der IMBISS KIOSKE in Zürich.
Meine Liste der SOMMERLIMOS in Zürich.