Hier abgebildet mein Frühstück am Tag nach dem Frauenstreik 2019. Eingenommen in Gesellschaft meiner zwei Lieblingsblondinen und mit entsprechender Lektüre. Obwohl mich Menschenaufläufe beängstigen und meine Sinne überfordern, war es keine Diskussion, an diesem Anlass nicht dabei zu sein. Aus tiefer Dankbarkeit für unsere Mütter und all die Frauen, die vor ihnen für unsere Rechte gekämpft haben. Aus Solidarität für jene Frauen, die nicht sichtbar sein konnten (weil sie an diesem Tag z.B. Kranke gepflegt und Kinder gehütet haben und/oder Ihnen auch easy mal die Kündigung bei einer allfälligen Teilnahme angedroht wurde). Und selbstverständlich aus der Überzeugung hinaus, dass in Sachen Gleichberechtigung immer noch viel passieren muss. Gleichberechtigung, kein Machtkampf. Wir wollen nur teilen.
Meine Lieben, das ist der erste Newsletter seit über einem Jahr. Glaubt mir, ich habe mich mehrmals hingesetzt und angefangen zu schreiben. Aber es hat sich nie rund genug angefühlt, die Nachricht dann auch tatsächlich zu verschicken. Ihr seid ja Viele und da muss in diesem Liebesbrief schon was Gescheites drin stehen, findi. Seit ein paar Wochen also flutet mich die Inspiration wieder. Meine Augen und Ohren sind weit offen und selbstverständlich profitiert ihr als Erste davon. Hier meine Auswahl von Filmen, Radiosendungen, Büchern und – logo – Essen von guten Menschen, die ich euch sehr ans Herz lege:
Zum Thema Gleichberechtigung zwei Dokus, die ihr euch bitte antut: And Still I Rise ist ein Abriss über das Leben der amerikanischen Sängerin, Tänzerin, Schriftstellerin und Menschenrechtskämpferin Maya Angelou. I Am Not Your Negro ist ein Portrait über den amerikanischen Schriftsteller und Bürgerrechtsaktivisten James Baldwin. Beide Sendungen waren – zumindest für mich als durchschnittliche Schweizer Person – sehr lehrreich und zeigen eine (zusätzliche) Problematik auf, mit welcher wir hier auf unserem innereuropäischen Inselchen noch gar nie konfrontiert wurde. Ein weiteres Lehrstück in meiner Entwicklung, das mir mich meiner angeborenen Privilegien bewusst machte. Dieses Bewusstsein lässt uns, wie ich kürzlich auf Facebook schrieb, „überhaupt erst das Gegenüber und seine Anliegen erkennen und hören“.
Von Leuten, die freiwillig auf das Privileg eines regelmässigen Salärzbezugs verzichten, weil sie damit dafür eine persönliche Zufriedenheit gewinnen, handelt die ganz frische Podcastserie @letmeintroduceyouto der Zürcherin Mélanie. Frisch in Sinne von neu und frisch im Sinne von neugierig, sorgfältig und elegant. An einem einzigen Abend habe ich mir die fünf ersten Sendungen reingezogen. Ein tolles Projekt in schönster Mundart mit Vorbild- und Beispielmenschen eines neuen Zeitalters. Denn sie alle wirken mutig, überlegt, sensibel, fokussiert, humorvoll und authentisch. Die Stimme der Moderatorin ist überaus angenehm, die Fragen werden an den richtigen Stellen gestellt und die Gesprächsführung ist strukturiert. Auf dem Foto oben ist Mélanie, das Foto gemacht hat Mirjam Kluka.
Gleich zweimal gehört, weil besonders erhebend, habe ich die dritte Folge mit Nadia Schneider, der Gründerinnen von Witty Works „A Platform for Women in Tech“. Nadia weiss nämlich, dass der Markt sich den Frauen anpassen muss, nicht umgekehrt. Was z.B. bedeutet, dass Stellenanzeigen so formuliert werden, dass sie Frauen erstens ansprechen und zweitens motivieren, sich zu bewerben. Ist es doch so, dass wir dies erst tun, wenn wir denken, 80-90% der Anforderungen zu erfüllen. Männer sind da viel schmerzfreier und senden ihre Unterlagen gerne auch schon mal bei einer Übereinstimmung von gerade 40% ein. Bis also diese Lücke aufgeholt ist, her mit der Quote!
Oben erwähnte Nadia hat dann während des Gesprächs das Buch What Works der gebürtigen Schweizerin, Verhaltensforscherin und Harvard Professorin Iris Bohnet erwähnt. Das Buch und die Frau sind für Nadia Inspiration und Motivation zugleich. Prof. Bohnet erläutert, dass unser aller Wahrnehmung nie objektiv ist, auch wenn wir dies denken. Zitat: „Wir können unsere Wahrnehmung nicht überlisten. Aber wir können die Spielregeln ändern“. Das Buch liegt seit Kurzem auf meinem Nachttisch, deshalb kann ich meinen Senf zum Inhalt noch nicht dazu geben. Aber ich empfehle es hier einfach mal ungelesen, weil ich sicher bin, dass es euch und mich ebenfalls motivieren und inspirieren wird. Das Foto von Prof. Bohnet wurde von Stephan Schacher gemacht.
Meine Lieben, ich hoffe, obige Empfehlungen treffen euren Geschmack und stimulieren, provozieren, verstören eure Hirnzellen ebenso wie meine. Lasst mich wissen, was euch umtreibt, ob ihr euch eurer Privilegien und Rechte bewusst seid. Ob und wie ihr aktiv oder passiv dafür einsteht. Ob euer Umfeld euch unterstützt und euch den dabei Rücken stärkt. Ich freue mich riesig über jegliche Rückmeldungen, sei dies elektronisch oder wenn ich euch persönlich über den Weg laufe. Züri isch es Dorf!
Und zu guter Letzt empfehle ich euch das oben abgebildete Birchermüesli vom Nordbrüggli, welches frisch auf Bestellung gemacht wird und hervorragend schmeckt. Nicht zuviel Zucker, der Rahm ist schaumig geschlagen und die zwei Scheiben Orange harmonieren wunderbar mit den knackigen Stückchen Rüebli.
Bis zum Nächsten,
Nina
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