Es gibt ja so einige Plätze in dieser Stadt, wo Mittagessen eingenommen werden kann. Einige urchige, einige schnöselige, einige langweilige, einige eklige, einige sehr teure. Und einige wenige Gute. Ein Gutes ist eines, das einfache, solide Mahlzeiten in saisonaler* Qualität täglich* frisch* zubereitet (*soweit möglich, schon klar. Mit Lebensmitteln Geld zu verdienen ist eine undankbare Sache). Etwas Fantasie schadet nie und Experimentieren schon gar nicht. Sind dann noch Bio, Nachhaltigkeit und Humor dabei, ist mein Glück vollkommen. Ein Gutes ist eines, das hausgemachte Limonade und Eistee oder einfach mal andere Getränke als die üblichen langweiligen Sprudelwasser im Kühlregal anbietet. Eines, das Stil hat, mit Geschmack eingerichtet wurde und dem man die Liebe an der Sache anmerkt. Ein solches also, ein neues, wunderhübsches Plätzchen an der Stockerstrasse ist die Gärtnerei.
Dorthin schleppte ich meinen liebsten alten Freund. Der für mich eher der grosse Bruder ist, den ich nie hatte. Soll heissen, meistens voll nervig aber immer da, wenn ich ihn brauche und halt fest fest ans Herz gewachsen. Und meine grosse Hilfe (aka THE icebreaker), um Leute kennen zu lernen. Die Gärtnerei nun aber, dieser bezaubernde Betrieb wird von der bezaubernden Cäcilia geführt. Mein lieber Freund und ich haben sie, Cäcilia, vor etwa zwei Jahren auf einem Parkplatz kennen gelernt. Da war sie noch Studentin. Wir fanden, sie roch nach Züriberg und sei halt bisschen Tochter (zack, verschwand sie in der Missgunstsschublade der Arbeiterklasse). Sollte dem tatsächlich so sein, hat Cäcilia das wohl Beste draus gemacht und den Schopf bei der Gelegenheit gepackt (oder den Geldbeutel an der Kordel gezogen, wenn wir lustig sein wollen), und sich schnurstracks die ehemaligen Räumlichkeiten einer Bar unter den Nagel gerissen. Die wunderhübsche Cäcilia also, die auch über einen Wundercharme verfügt, besitzt und führt nun diese tolle Gärtnerei mit viel Herzblut und guten Ideen. Zum Gastgeber muss man geboren sein. Ich bin es nicht. Cäcilia ist es. Sie erinnerte sich sofort an unsere Gesichter (kann sein, dass das auffällige Muster auf dem T-Shirt meines lieben Freundes dabei behilflich war) und offerierte einen supersüssen Brownie zum guten Kaffee. So macht man das. Das Menu wechselt täglich, man kann sich seinen eigenen Salat zusammen stellen, das Brot haben sie vom fantastischen Lehmann Beck, Getränke von charitea (wir hatten den Mate-Tee, que rico) und auf der Menukarte den süssesten Disclaimer. Ich sag ja, die Dame hat Charme. Ausserdem liefern sie in der ganzen Stadt, per Velokurier versteht sich.
Wenn sie jetzt also noch die Tafeln schön anschreiben und Haken unter die Tische schrauben, dann könnte ich wohl einmal die Woche dort einkehren. Oder zweimal.