Irgendwann im letzten Herbst bin ich während der Zapperei bei arte.tv auf eine Doku über mexikanische Kunstreiterinnen gestossen, der Sport nennt sich Escaramuza. Ist ja an sich schon ein wunderschönes Wort. Und als ich erst gesehen habe, was die Frauen an diesen Wettkämpfen mit ihren Pferden leisten, hat es mir ein paar schaurig schöne Schauer über den Rücken gejagt. Ehrlich gesagt lief es mir – der das Herz schon bei jeder Filmszene, wo Rösser stürzen, stehen bleibt – kalt den Rücken runter. Die Reiterinnen preschen mit bis zu 50km/h direkt aufeinander zu, aber weil die Choreografie so exakt ist, kommen weder Frauen noch Pferde zu Schaden (zumindest in den Szenen oben genannter Doku). Und jetzt schaut her, wie wunderschön sie alle sich heraus putzen. Fragt sich nur, wie bequem das Reiten in einer solchen Montur ist. Notabene im Frauensitz und oft auch bei Temperaturen über 30° Celsius.
Die Ursprünge des Sports sollen in der mexikanischen Revolution liegen, wo Frauen zu Hunderttausenden an vorderster Front mitgekämpft haben. In seiner aktuellen, hochglänzenden – und mehrheitlich von wohlhabenden Weissen betriebenen – Form besteht er seit den 1950er Jahren. Obwohl die Soldaderas in der Revolución nicht nur mitgekämpft, sondern ihre eigenen 400 Frau starken Brigaden bildeten und grosses Geschick in der Führung selbiger bewiesen, sind sie bis heute in Mexico nicht offiziell anerkannt. Für Folklore und Vermarktung allerdings scheinen sie von grossem Wert zu sein. So wurde zum Beispiel der Name des farbigen, gerafften Kostüms, Adelita, von einem der alten Volkslieder über die Kämpferinnen inspiriert. Verklärend wird dort von den Frauen mit Herzen aus Gold statt mit Gewehren in der Hand gesungen.
Offenbar hat auch die Modeindustrie die Schönheit dieser Sportart entdeckt. Letztes Jahr ritt eine Formation für die Dior Cruise Show. Es versteht sich von selbst, dass auch hier eine exklusive Käuferinnenschaft angesprochen wird. Stellt euch nur mal vor, was so ein handgefertigter Hut oder die tausend Rüschen an den Kleidern kosten. Item:
Hier noch ein Bericht über junge US Frauen, die von mexikanischen Einwanderern abstammen und den Sport auch in Nordamerika lebendig erhalten. Und falls ihr es doch selbst versuchen wollt, hier schon mal eine Anleitung, wie das Kostüm auszusehen hat: