Eastern Promises

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Bilanz nach zweieinhalb Tagen Bukarest: fast keine Kinderwagen, nur 23 Velos, dafür ein Traktor und zwei Pferdegespanne auf der Autobahn A1 (Bukarest – Pitest). Unterwegs dann diverse Schafherden mit Hirt auf dem Ödland, nicht ein Bruchteil so viele streunende Hunde wie erzählt wird und ganz wenige Frauen in hohen Hacken. Dafür einige mit farbigem Kopftuch. Um das Haar zu schützen, nicht, um das Anlitz zu verdecken. Ausserdem ganz viele schlecht gekleidete Menschen. So klischeemässig, er in Turnschuhen und Trainer mit Seitenstreifen, kahl rasiertem Schädel und Zigi; sie in viel zu engen/kurzen Schlagleggins, der wattierten Weste und Plateaupumps, Haar Gelbgold mit dunklem Ansatz, Lippen und Nägel grellpink. Und die meisten Gebäude ungefähr so: IMG_2852 Erwacht das Dornröschen aus seinem Schlaf? Als ich meinen deutschen Arbeitskolleginnen erzählte, wie verlottert und abgeblättert die ganze Stadt scheint, meinten die beiden lapidar: ja kuck dir doch die DDR an, hat 25 Jahre gedauert, bis da was draus wurde. Das leuchtet ein. Ausserdem konnte die DDR in den 90ern wohl noch bisschen von den wirtschaftlich glorreichen 80ern profitieren. Nun gut. Ich bin weder Wirtschaftsexperte noch Soziologin oder wer auch immer Gescheites sich mit so Entwicklungen/Stillständen beschäftigt. Ich für meinen Teil habe aber gemerkt, wie verwöhnt ich bin. Und wie anspruchsvoll. Abends wollte ich gerne asiatisch essen gehen. Oder tagsüber die Stadt per Velo erkundet. Oder dann halt bisschen nett shoppen gehen. Denkste. Kulinarisch waren wir ganz gut versorgt, haben uns allerdings auf keine Experimente eingelassen. Am ersten Tag wurde uns ein Italiener empfohlen. Da es schwierig ist und bleibt, bei Selbigem weizenfrei zu speisen, entschied ich mich für Arrancini und einen Salat. Obwohl ich ein erklärter Fan von Konservendosen bin, war das dann doch etwas viel des Guten. Thon, Oliven, Mais, Champignons und eine Art Teigwaren. Was? Ah, doch, Lattich glaube ich war das Grüne. Die Bruschette und Spaghetti aber hätten ausgezeichnet geschmeckt. Am zweiten Abend dann waren wir in einer ehemaligen Sportbar in einem hübsch dekorierten luftigen Innenhof. Schöne Einrichtung, schöne Beleuchtung, schöne Menschen. Sicher, auch hier Klischee. Trotzdem ewige Hochachtung und Respekt für jede Frau, die in 12cm Absätzen gehen kann und dabei gut aussieht. Übrigens wird in Bukarest geraucht. Viel. Und überall. In der Bar, im Café, im Restaurant. Ein Graus. Aber eben, das Stadio. Wir haben gut gegessen, wurden nett bedient und ausserdem kann der Wein probiert werden, während man sich am Jöggelichasten die Zeit vertreibt: IMG_2867 Das wars dann auch schon. Geschlafen haben wir im NH Hotel, eine Kette, alles gut. Es soll am Rande der Stadt viele hübsche B&Bs geben. Wie es der Zufall so will, ist einer der Blogs, die ich lese, ebenfalls auf das Thema Rumänien aufmerksam geworden und verweist in seinem Beitrag HIER mit schönen Bildern auf die Ursprungslinks. Ausgehen lasse sich ganz vorzüglich, sagte man uns. Dank FB finden sich auch einige Tanztempel. Aber zu gegebener Zeit lagen wir dann doch schon wieder in den Federn. Das viele Laufen auf den endlos langen und breiten Alleen diesen irrsinnig grossen Palästen entgegen machte müde. Auf dem Hinflug las ich das SWISS Magazin, wo die porträtierte Stadt Kiew ist. Daraus schloss ich, etwas in der Art würde uns erwarten. Falsch gedacht. Es scheint alles brach zu liegen, das Meiste ist Renovationsbedürftig und wenn man die Laune der Leute als Indikator nehmen darf, geht es ihnen sauschlecht. Ich würde gerne in 10 Jahren noch einmal hingehen und pulsierendes Leben entdecken. Künstler, Galerien, nette Cafés, die die obligaten Biersponsoren verdrängen, schöne Gartenrestaurants und kleine Boutiquen. Denn Potenzial hat die Stadt alleweil. Unter all dem runtergefallenen Putz verstecken sich schöne Fassaden und die vielen Plätze und Brunnen könnten mit etwas Politur wieder scheinen.

20131014-152537.jpg Gleichberechtigung? Nun, ich wurde selten direkt angeschaut oder begrüsst, noch wurde mir die Hand gereicht. Obwohl ich die Hotelreservationen unter meinem Namen mit meiner Kreditkarte vorgenommen hatte, lautete die Buchung auf Tenderoni und sein Bruder. Ich behaupte also: Nein. Hier bei uns in westlichen Gefilden macht es immerhin den Anschein, wir wären viel weiter. Weiter sind wir ja, aber Männer beziehen z.B. nach wie vor mehr Lohn. Ich hab mich zu dem Thema HIER schon ausgelassen, ich verschone euch jetzt. Aber vielleicht sollte doch mal wieder so etwas an unseren Wänden prangen: feminismu_bucuresti Das hängen gebliebene Wort: Multumim. Dankeschön. Sowieso erinnert mich die Sprache oft an portugiesisch oder italienisch.

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